riesige Eiche
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riesige Eiche
von admin am 28.10.2020 21:23Re: riesige Eiche
von Cael am 11.11.2020 01:24If I should ever die, God forbid, let this be my epitaph:
THE ONLY PROOF HE NEEDED FOR THE EXISTENCE OF GOD WAS MUSIC.
kurt vonnegut
Cael Iove war ein Gott. Der Waldboden bebte unter den Berührungen seiner nackten Füße, wogen und bogen sich die zarten Weidenkätzchen und düstere Tannen dem unbekleideten Rumpf entgegen, bereit, seine vergangene Leidenschaft neu anzufachen. Oh ja, Cael Iove war ein Gott. Das würde auch die Waldnymphe gerade gerne bestätigen.
Stramme Schritte brachten den Lockigen weiter in Richtung der riesigen Eiche, eine der wenigen Erkennungspunkte in der dichtgewachsenen Baumansammlung, die Cael versuchte zu verlassen. Leichte Hosen in blendendem Weiß, weit und klar erkennbar aus Leinen saßen unverschämt tief auf den schmalen Hüften des Göttlichen, Ton in Ton mit dem Hemd, welches er sich gerade offen über die Schultern stülpte. Noch immer in den Nachwehen seiner eigenen Leidenschaft schwelgend genoss Cael die Verbundenheit zur Natur, welche er gerade spürte, die Stille, welche seine Seele erfüllte. So musste sich Göttlichkeit anfühlen, wahre Kraft. Er grinste, kurz, die Finger inzwischen damit beschäftigt, seine Goldketten wieder zu entwirren, waren einige davon in den durcheinandergebrachten Locken gefangen. Cael empfand vollkommene Genugtuung, als er zwei, drei Schritte vor der riesigen Eiche stoppte, um ein leises "Danke, Venus," von sich zu geben.
Die Göttin der Liebschaften hatte hier eindeutig etwas Gutes getan!
Als Cael den Blick wieder aus den Baumwipfeln nahm, bemerkte er eine Bewegung zu seiner Rechten und der Gott schmunzelte über die Dummheit des Tieres, sich so nahe an unbekannte Gestalten zu wagen. Still wagte er barfuß einige weitere Schritte in die Richtung, sturr zwischen den Bäumen entlang blickend. Erst nach einigen Metern konnte Cael etwas erkennen - oder besser gesagt, jemand. Vollkommen verloren stand ein junger Mann in dem dichten Wald, einen Rucksack geschultert und komplett falsch angezogen in dem hübschen Mantel für den unebenen Untergrund. Cael trat näher, sich nochmals durch die Locken streifend, während er versuchte, den Fremden unauffällig zu mustern. Erst, als ein Stock unter seinem Fuß knackend nachgab, machte Cael auf sich aufmerksam: "Hast Du Dich verlaufen, Hübscher?"
Are you lost, babyboy?
Calvert
Gelöschter Benutzer
Re: riesige Eiche
von Calvert am 11.11.2020 10:12Eben der Boden, auf dem er stand, war mit ihrem Blut getränkt.
Hier, unter der großen Eiche, inmitten eines düsteren Waldes, den alle Menschen nur mit einem Flüstern benannten und in dessen Schatten dunkle Albträume lebendig werden konnten.
Hier hatten sie seine Schwester gefunden. Die Glieder, welche ihr toter Körper noch besessen hatte, waren in alle Richtungen gestreckt gewesen, ungesund verdreht. Unnatürlich. Übelkeit überfiel ihn. Calvert schloss für einen Moment die Augen und bohrte die Nägel seiner Finger fest in die Schlaufen seines Rucksacks. Es waren Bilder, die sich so tief in seine Netzhaut gebrannt hatten, dass sie ihn bis an das Ende seines Lebens jagen würden. Der Komponist presste seine Lippen zitternd aufeinander und wehrte sich gegen den Mantel aus tiefer Dunkelheit, der sein Herz beschattete. Calvert blinzelte, die Tränen verbannend, die sich aufdrängten – er hatte bereits genug geweint. Und doch – der Ort des Geschehens, den er niemals zuvor betreten hatte, er lies Gefühle lebendig werden, die er niemals wieder fühlen hatte wollen.
Dann plötzlich vernahm er ein leises Knacken – so nah an ihm, dass sich seine Eingeweide aufbäumten. Wie ein aufgescheuchtes Reh fuhr er herum. Seine Gedanken sprangen sofort zu dem Messer und dem Pfefferspray, welche er aus Angst vor den Gefahren dieses Waldes in seinen Rucksack gepackt hatte – sich selbst verfluchend, dass er diese nicht griffbereit hatte.
Doch alle diese Sorgen waren mit einem Schlag erloschen, als er den Mann sah, der vor ihm stand. Erloschen, wie die letzte Glut eines Kerzenstummels.
"Hast Du Dich verlaufen, Hübscher?"
Calvert war sprachlos. Noch nie hatte er ein so anziehendes Wesen gesehen. Die langen Locken fielen wie ein lebendiger Wasserfall über seine Schultern. Die melodische Stimme eine tiefe Gewalt, wie das Rauschen des Windes selbst. Es war, als würden die umliegenden Baumwipfel seinen Namen flüstern – in einer Calvert unbekannten Sprache. Die Aura, die ihn umspielte, wie kühles Feuer, war elektrisierend – und Calverts Herz begann in einem schnellen Takt zu trommeln. Er verspürte den unerklärlichen Drang, vor die Füße dieses Mannes zu fallen, den Boden zu küssen, den seine Haut berührt hatte.
Und er hörte eine leise Melodie, die dieses perfekte Wesen umwob und den Wald mit Musik zu füllen begann. Die tiefen Klänge eines Cellos, unterstützt durch den Körper eines vollen Orchesters, das in perfekter Einheit musizierte. Im Takt von Calverts schlagendem Herzen.
„Nein", seine eigene Stimme war nur ein leises Hauchen, „ich bin genau dort, wo ich sein soll."
Seine Füße trugen ihn einen Schritt voran, diesem Mann entgegen. Und zugleich wusste er nicht, ob ihm diese Nähe gestattet war. Er fühlte sich unwürdig, diese Person anzusehen, und zugleich konnte er den Blick nicht von dessen perfekten Zügen wenden. Er wollte ihm noch näher sein. Er wollte ihm immer nahe sein.
„Bitte, geh nicht," die Worte getragen von seiner belegten Stimme waren schon beinahe ein Flehen, „Bitte geh nicht ohne mich."
One good thing about music, when it hits you, you feel no pain.
– Bob Marley
Re: riesige Eiche
von Cael am 12.11.2020 21:27I sought to hear the voice of God and climbed the topmost steeple,
but God declared: "Go down again - I dwell among the people."
John Henry Newman
Panik war in dessen Blick getreten und Cael Iove, der Gott, konnte hervorragend mitverfolgen, wie die Furcht der Ehrfurcht in dem Gesicht seines Gegenüber Platz macht. Ein Lächeln breitete sich auf Caels Zügen aus, als ein leichtes Ziehen in seiner Magengegend verdeutlichte, wie sehr ihm sein neuer Freund verfallen war. Es war immer wieder ein Gefühl, als würde er von Engeln geküsst werden, ein Gefühl, für das Cael töten würde. Es erfüllte den Gott mit Freude, purer Freude , wenn man ihm unterlag. Fast, als wäre er voller Leidenschaft dafür.
Die Stille zwischen ihnen war greifbar, wenn auch sehr angenehm und Cael genoss jede Sekunde der stummen Vergötterung. Der Typ gefiel ihm, trotz der schwachschimmernden Aura. Mensch, eindeutig. Eindeutig. Sonst wäre er nie so zügig von Cael eingenommen gewesen, ohne dessen Zutun. Die olivfarbene Haut wirkte im Zusammenspiel der Baumschatten und der Sonnenstrahlen beinahe leuchtend, hoben sich die dunklen Augen düster hervor, inzwischen in einem Zustand der vollkommenen Weggetretenheit. Was für ein Genuß! So hatte es schon lange niemanden mehr erwischt.
Der Gott streckte beinahe liebevoll die Hände nach vorne aus, als der Fremde auf ihn zustolperte, erklärend, er sei genau am richtigen Ort. Cael würde es ehrlich gesagt nicht leugnen! Bei dem Gesicht wäre es eine Schande, hätten sie sich nicht getroffen. Zumindest, wenn man den Mann in weiß fragte.
Ein Flehen - zaghaft, bittend und doch so voller Leidenschaft-, es brachte Cael dazu, nochmals näher zu kommen, legte er seine Finger vorsichtig, um den Menschen nicht kaputt zu machen, an die Schläfe des Schwarzhaarigen.
"Keine Angst," flüsterte Cael leise zurück, während er den Augenkontakt suchte. "Ich bin gerade bei Dir."
Menschen waren so einfach. So unglaublich einfach. "Und wenn Du meinen Namen flüsterst, wenn Du mich in Gebeten anflehst, werde ich immer wieder kommen. Versprochen."
Cael nickte, während er mit der zweiten Hand die des Menschens suchte. Der Gott umfasste sie fest, kaum hatte er sie gefunden und schob die seinen Finger zwischen die des anderen. Wärme strömte von Cael aus, war seine eigene Haut noch immer glitzend von dem zarten Schweiß, den ihn die Nymphe gekostet hatte. Und jetzt stand er hier, nahe bei solch einem, Versprechen flüsternd. Doch eines musste Cael wissen:
"Verrätst Du mir auch Deinen Namen, kleiner Sterblicher?""
Calvert
Gelöschter Benutzer
Re: riesige Eiche
von Calvert am 13.11.2020 19:12The darker the night, the brighter the stars,
The deeper the grief, the closer is God!
― Fyodor Dostoevsky
Calvert Grahams Herz sprang vor Leichtigkeit, als sein Gegenüber ihm die Hände entgegenstreckte, als wolle er ihn in seiner Ungestümtheit auffangen. Das Lächeln auf dessen wunderschönem, sanften Gesicht entfachte ein orchestrales Feuer in den Ohren des Dirigenten – eine Sinfonie der Freude und Leidenschaft. In Ehrfurcht senkte er den Kopf, als der Mann nähertrat. Jede Bewegung des Fremden folgte einer fliesenden Eleganz, als würde der Wind selbst ihn vorantragen. Als dessen Fingerspitzen sich auf Calverts Schläfen legten, pulsierte ein Schauer durch den Körper des Menschen, ein Stoß aus warmer Energie, die durch seine Glieder jagte. Und er hob sein Kinn, getrieben von einer fremden Macht, derer er sich nicht entziehen konnte. Grüne, sanfte Augen sahen ihn an, gesprenkelt wie das Blätterdach eines Waldes. Die Nähe der Beiden so intensiv, auf fast gleicher Höhe, stockte Calvert der Atem und der Komponist zwang sich dazu keuchend die Luft auszustoßen. Die Stimme seines Gegenübers wie das beruhigende Plätschern einer Quelle in seinen Ohren.
"Und wenn Du meinen Namen flüsterst, wenn Du mich in Gebeten anflehst, werde ich immer wieder kommen. Versprochen."
Und Calvert glaubte ihm.
Er glaubte ihm jedes Wort, selbst wenn er deren Bedeutung nur schleierhaft zu begreifen schien. Die Finger des wunderschönen Mannes berührten plötzlich die Seinen und seine eigenen Finger, die eines Pianisten, umschlossen die des Fremden, erst zaghaft, dann bestimmt. Er wollte diese Erscheinung nicht mehr loslassen. Er wollte ihm noch näher sein.
Er wollte dessen Luft atmen, seinen Schweiß schmecken.
„Calvert", stieß er aus, seine Zunge bemüht, der Frage so schnell entgegen zu kommen.
Der Bann dieses Wesens umnebelte noch immer seinen Verstand und vorsichtig hob er seine freie Hand, wollte seine Finger auf die stramme Brust des Mannes legen. Er sah die feinen Schweißperlen, die noch immer dessen makellosen Oberkörper schmückten, der von dem offenen, weißen Hemd nur äußerst spärlich bedeckt wurde. Doch der Mensch wagte nicht, seine Hand auf dessen Haut zu legen, fühlte sich doch zu unwürdig, ihm diese Nähe aufzudrängen. Und lies die Finger somit in stiller Antizipation über den fein definierten Muskeln schweben. Selbst da er ihn nicht berührte, spürte er schon die pulsierende Wärme, die der aufheizte Körper ausstieß.
„Bitte", flüsterte Calvert und sein Blick versank erneut in dem tiefen lindengrünen Augenpaar, „Bei welchem Namen darf ich dich rufen? Verrate mir, welchen Namen ich in Leidenschaft auf den Lippen tragen darf."
Und mit diesen Worten schloss er seine Lider und neigte den Kopf, bis seine Lippen die Handfläche des Mannes fanden. Er schenkte der Innenfläche sanfte Küsse, schmetterlingszart, wie das vorsichtige Zupfen einer Celloseite. Dann wanderte er hinab, bis er seine Küsse auf die empfindliche, zarte Haut des Handgelenks hauchte. Gierig zog er den Duft der fremden Haut ein, wie die frische Luft nach einem stürmischen Gewitter.
„Bitte", flüsterte er, während seine Lippen noch die weiche Haut streiften, „lass mich deine Haut küssen."
Lass mich deinen Körper liebkosen.
Re: riesige Eiche
von Cael am 16.11.2020 01:00Würden die alten Götter noch herrschen, so war sich Cael sicher, wo sein Platz gewesen wäre: zur rechten Jupiters, Herrscher der Götter, wie ein Sohn beim allmächtigen Vater. Immerhin konnte nichts auf dieser Welt ohne Leidenschaft, ohne Hingabe existieren. Oder auf einer anderen Welt. Und so war sich Cael sicher, wo sein Platz gewesen wäre. Doch das Schicksal hatte die alten Götter abgesetzt.
Der neue Plan war etwas ehrgeiziger: Cael wollte der Gott der Götter werden, der Liebling der Menschen, derjenige, den alle anbeteten. Und mit seinen zweiundzwanzig Jahren war Cael auf einem guten Weg, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
Der Fremde drückte sich Caels Finger entgegen. Er lechzte geradezu danach, berührt zu werden, die Haut des Gottes auf seiner eigenen zu spüren. Wer wäre Cael schon, ihm das zu verwehren? Den Augenkontakt aufrechterhaltend schob er seine Hand fester über die Schläfe des Menschen, schmiegte sich seine Handfläche liebevoll an die Wange. Oh, wie angenehm es war, so angesehen zu werden. Wie weich und wie zart er sich anfühlte, der Schönling, trat Cael einen klitzekleinen Schritt näher. Er wollte mehr anfassen, mehr, mehr, langsam angesteckt von der Hingabe des Älteren.
"Calvert," wiederholte er, lehnte sich Cael vor, um den Namen nochmals und nochmals zu wiederholen. "Calvert, Calvert." Caels Atem prallte am Ohrläppchen Calverts zurück, konnte Cael sich selbst schmecken, so nahe war er ihm. "Freut mich, dass Du mich kennenlernen darfst, Calvert, mein Schöner."
Die nackte Brust, schwach behaart und gestählt, pulsierte warm, elektrisch geladen von den Fingern, welche kurz davor schwebten. Cael atmete lautstark aus, ehe er sein Gesicht zurücknahm, den jungen Mann vor sich erneut musterte. Calvert suchte erneut den Augenkontakt und der Gott lächelte über die Verlorenheit des Menschen.
Als der süße Mund vor ihm Worte formte, ihm Buchstaben über die Lippen huschten, betrachtete Cael sie eingängig, während die Hingabe des Sterblichen immer mehr Besitz von ihm ergriff, ihn einnahm, wie die Griechen Troja.
'in Leidenschaft' gab Calvert von sich und Cael überbrückte den Abstand zwischen ihnen, indem er seinen Oberkörper weiter nach vorne lehnte, die kalten Finger auf warmes Fleisch trafen.
"Nenn mich Cael, Mensch. Cael Iove." Der Gott schloss für einige Sekunden seine Augen, das Funkeln zwischen ihnen herabdrückend, sich langsam auf seine eigene Atmung konzentrierend. Er durfte sich jetzt nicht auf die nächste Gestalt einlassen. Menschen würden es nicht verkraften, wenn er, wenn er so fest zupackte wie bei der Nymphe gerade und ehrlichgesagt war der Mann vor ihm schön genug, um sich nicht zurückhalten zu wollen.
Ein Keuchen überkam Cael, als sein Gegenüber seine Hand küsste, ihn liebkoste. Angenehm atmete er aus, um auf die nächsten Worte des Menschens zu nicken. Küss mich!, schoss ihm durch den Kopf. Liebkose mich!
Seine Stirn lehnte er in einer raschen Bewegung an die Stirn des Menschens, während sein Herz genausoschnell pochte wie das sterbliche Herz, gefüllt mit Anziehung und Begeisterung, erfüllt von dem Gefühl vor dem ersten Kuss, in dem die Luft knisterte, man sich gegenseitig auf den Lippen schmecken konnte, indem der andere ein Teil von einem war und trotzdem jemand ganz anderes. Cael ließ die Hand los, die er in seiner hielt, um das Gesicht Calverts ganz zu umfassen, ehe er so nahe trat, dass seine nackten Füße zwischen den Schuhen des Fremden ruhten. "Ich zeige Dir etwas besseres!"
Ohne weitere Worte vereinte Cael ihre Lippen, der Körper seines neuen Bekannten warm an dem seinen, schmeckte er den Menschen ohne dessen Zutun. Viel zu schnell flatterte sein Herz, die zugefallenen Lider, um noch ansatzweise an die Vernunft zu denken. Aber wer war er schon, der Gott der Leidenschaft, wenn er sich nicht mitreißen ließ!
"Even God has a hell: his love of Mankind."
Paulo Coelho
Calvert
Gelöschter Benutzer
Re: riesige Eiche
von Calvert am 19.11.2020 00:15Den eigenen Namen aus dem Mund des schönen Fremden zu hören, war Musik in den Ohren des Komponisten. Doch als sich dieser näher zu ihm beugte und der warme Atem seine Ohrmuschel kitzelte, lief ein Schauer über Calverts Rücken – eine euphorisierende Welle. Ein himmlischer Vorbote der Leidenschaft, welche diese Gestalt mit seiner Zunge noch entfachen konnte. Ein leises Keuchen entkam den Lippen des Menschen.
Und während er selbst noch zögerte, seine eigene Nähe dem erhabenen Fremden aufzudrängen, überwand dieser schließlich die letzte Distanz und presste den aufgeheizten Oberkörper gegen die lechzende Hand Calverts. Instinktiv versuchte der Dirigent seine Finger tiefer in der stählernen Haut zu graben, bohrte seine Nägel in die Brust des perfekten Mannes. Er spürte die warme, in Schweiß gebadete Haut, unter seinen Fingerkuppen – so gerne würde er seine Finger über jeden Zentimeter dieses Körpers wandern lassen. Diesen Menschen jeden Ton entlocken, als würde er eines seiner Instrumente liebkosen.
„Cael Iove", flüsterte er, den Namen dankbar entgegennehmend, der ihm geschenkt worden war. Ein Name, der innerhalb eines Atemzuges ausgestoßen werden konnte, wie eine kurze Melodie, gespielt mit den tiefen Tönen seiner Klarinette. „Cael, es ist mir eine Ehre, dich zu treffen", keuchte Calvert und hob den Blick, seine Lippen leicht geöffnet über dem zarten Handgelenk des Fremden schwebend. Und als sich ihre Blicke trafen, konnte der Komponist die gleiche brennende Begierde in den grünen Augen des Anderen lesen, die er selbst in seinem schlagenden Herzen spürte. Und als sich Cael Iove nach vorne beugte, blieb sein sterbliches Herz für einen Moment stehen. Selbst die Musik in seinen Ohren war verstummt und wich einer angespannten Stille – wie der Moment, bevor das Orchester das erste Lied anstimmte. Die Bögen noch in der Luft schwebend, kurz bevor diese die Saiten berührten. Er war gebannt von der Erscheinung – und er spürte eine stärkere Anziehung, als Calvert sie je einem Menschen gegenüber empfunden hatte. Eine Anziehung die beinahe animalische Instinkte in ihm wachzuriefen schien, unfähig zu denken, dem Netz aus Leidenschaft zu entkommen, in dem er sich mit jeder weiteren Berührung mehr zu verstricken schien.
"Ich zeige Dir etwas besseres!"
Und dann trafen sich ihre Lippen. Und das Orchester begann zu spielen. Flatternd schloss Calvert seine Augenlider, neigte den Kopf, um mit seiner Zunge drängend Einlass zu erbeten. In einer fliesenden Bewegung drückte er seinen Körper noch näher an Caels – und spürte dessen definierte Muskeln durch den Stoff. Ein Stöhnen entfuhr ihm, während er den Geschmack des Mannes kostete – wie der Duft nach einem frischen Frühlingsregen, wie die beruhigende Tiefe des Waldes, wie der Ruf der Leidenschaft selbst. Und immer das Salz des Schweißes auf seinen Lippen. Calverts Hände umschlungen die fremde Gestalt, griffen in sein langes, lockiges Haar, fuhren in dessen noch feuchten Nacken. Die tief sitzende Ehrfurcht in seinem Inneren bäumte sich auf, doch das instinktgeleitete Tier in Calvert konnte sich nicht mehr zurückhalten, konnte die eigenen Finger nicht von diesem Wesen lassen.
Er löste die Lippen von dem anderen Mann, keuchend. „Cael", flüsterte er, die Augen noch geschlossen, „du bist der schönste Mensch, der mir jemals begegnet ist." Oh, Cael, es sollten Lieder über deine Schönheit geschrieben werden. Gierig presste er seinen Mund wieder auf den des Anderen, forderte immer stürmischer die körperliche Zuneigung und Aufmerksamkeit. Erfasst von einer drängenden Ungeduld, löste Calvert seine Hände, um die Schlaufen des Rucksacks von seinen Armen zu streifen. Sein heller Mantel folgte in einer schnellen Bewegung und landete unachtsam auf dem bemoosten Waldboden hinter ihm. Doch seine Finger konnten sich nicht so lange davon zurückhalten, den wunderschönen Körper des Anderen nicht zu berühren. Wieder suchten sie seine Nähe, wurden angezogen von diesem Wesen. Und schließlich fanden sie den Bund der weißen Leinenhose und begannen ungeduldig den Knoten zu öffnen, wollten auch diese trennende Stoffschicht in den sanften Waldboden fallen lassen.
Als Calvert sich erneut von den weichen Lippen trennte, atmete er keuchend, zu mitgerissen von der eigenen Euphorie. „Cael", wisperte er, „Sag mir, wie ich dir dienen kann."
― C.S. Lewis
Re: riesige Eiche
von Cael am 24.11.2020 08:22
"God himself does not give answers. He gives himself."
Frederick Buechner
Menschliche Finger kratzten über die göttliche Brust, hinterließen rote Striehmen, wo blutige Kratzer sein sollten. Ein Keuchen entwich dem Menschen, lockte ein leises Wimmern in Caels Kehle hinauf, welches er sich selbst verbot. Nein, kein Mensch sollte solche Geräusche aus dem göttlichen Körper heraufholen. Kein Mensch sollte dazu fähig sein.
Calverts Zunge suchte Caels und dieser stieß nur zu gerne mit der seinen zurück, umspielten sie einander wie zwei Aale im seichten Gewässer. Leise Musik, gespielt von einem Piano, umwirbelte die zwei Küssenden, drängten sie sich aneinander wie Ertrinkende im tiefen Meer. Cael war dankbar, als sein neuer Freund sich löste, einen Augenblick den Bann brach, welcher sich ähnlich einem zarten Nebel über sie beide gelegt hatte. Der Gott lächelte, als der Mensch sprach, bereit, sich jegliche Art der Schmeichelei anzuhören, die kommen würde.
Doch als der Sterbliche vor ihm ihn mit einem Menschen verglich, da überkam ein Schauer, keinesfalls vor Anziehung zu dem Älteren. Er öffnete seine Lippen, um das Wort Gottes mit Calvert zu teilen, als dieser die Fleischlappen des Deus einnahm, sich enger, enger drängte.
Cael seufzte in den Kuss hinein, für einige Augenblicke unsicher der Situation, ehe er sich dazu aufraffte, endlich das richtige zu tun.
Ein Blinzeln überkam ihn, als Calvert, der Mensch, ihm ein Angebot machte, welches schwer fiel abzulehnen und so küsste Cael die rauen Lippen des Menschens erneut, zaghafter, eher leicht und liebevoll.
Der Mantel auf dem Boden brachte den Gott zur Vernunft, kaum trennten sie sich und vorsichtig löste Cael die Finger an seinem Bund, drehte den Jungen vor sich herum, um die Arme von hinten um ihn schlingen zu können, den Rücken desjenigen an seiner Brust, die Finger über den seinen liegend.
"Shhhh," hauchte Cael. "Nicht so stürmisch." Die Lippen presste der Gott auf den Hals des Menschens, lange genug, um sich von einem roten Mal zu lösen, küsste sich Cael über den Nacken hinweg, um dann seine Schläfe an das Ohr Calverts zu lehnen. "Schließe Deine Augen, kleiner Mensch. Schließe Deine Augen und konzentriere Dich nur auf meine Stimme."
Cael selbst hatte die Spiegel seiner Seelen geschlossen, summte er leise Töne in die Gehörmuschel neben sich, um ihm zur Ruhe zur Verhelfen. Es war die selbe Melodie wie zuvor selbst gehört und Cael mochte diese Tonfolge auf seinen Lippen.
"Geht es wieder, mein Hübscher? Erzählst Du mir dann, wohin ich Dich bringen darf, mein Calvert?" Die geflüsterten Worte erzielten ihre Wirkung, drückte Cael ihm einige kleine, beinahe keusche Küsse auf die Gänsehaut an den Punkt, an dem die Schulter in den Hals überging. "Lass uns nichts übereilen, ja?" Der Mensch war leidenschaftlich genug, um ihn nicht bei der ersten Benutzung zu zerbrechen. Leidenschaftlich genug.
"Erzähl mir davon, was um Dich herum gerade geschieht, Schönling."
"It is far more comforting to think God listened and said no, than to think that nobody's out there."
Mitch Albom
Calvert
Gelöschter Benutzer
Re: riesige Eiche
von Calvert am 27.11.2020 19:41Als Calverts Finger mit dem Bund der Hose kämpften, fanden weiche Hände die Seinen. Ebenso sanft, wie entschieden, wurden seine Finger von dem Stoff gelöst und durch eine Bewegung der starken Arme, fand der Mensch sich plötzlich in einer festen Umarmung wieder. Der eigene Rücken nun gegen den warmen Oberkörper des Fremden gedrückt, nur durch die dünne Stoffschicht seines Oberteils getrennt. Der Dirigent spürte die definierten Muskeln, Caels Stärke, in jeder Faser des eigenen Körpers – als hätte dessen Aura ihn nun gänzlich gefangen genommen.
Und obgleich Calvert ein großer Mensch war, fühlte er sich in den muskulösen Armen, die ihn mit ihrem Griff umschlagen, klein.
"Shhhh," hauchte Cael. "Nicht so stürmisch."
Und Calverts Lippen entfuhr ein leises Wimmern, in langsamer Realisation, das sein Streben nach Nähe so jäh unterbrochen worden ist. Doch als der Mund des Fremden seinen Platz an des Menschen Halses einforderte, entstieg ein tiefes Stöhnen dessen Kehle und er neigte den Kopf, noch mehr helle Haut entblößend. Und ohne zuzögern, kam er der Aufforderung des Fremden nach und schloss seine Augen. Er spürte den warmen Atem, dessen kitzelende Neckereien ihm eine Gänsehaut über den gesamten Körper jagten. Doch als schließlich die göttliche Melodie Calverts Ohr erreichte, erstarrte er für einen Moment – gefangen in der Schönheit der Musik, die sich in seinem Ohr mit den Klängen eines Orchesters verband. Und die Erregung, unter der Calverts Körper soeben noch gelitten hatte, fiel allmählich von ihm, und wich einer tiefen Ruhe. Und der Komponist spürte, wie die Töne seinen Augen Tränen entlockten, die klaren Quellen gleich sein Gesicht schmückten.
Eingelullt von der Wärme und den Melodien, hatte sein Puls sich beruhigt und sein Brustkorb hob sich in einem langsamen, tiefen Rhythmus.
"Geht es wieder, mein Hübscher?"
Und Calvert nickte, ehe er seine belegte Stimme fand, um auch dessen zweiter Frage entgegen zu kommen. „Ich weiß nicht", flüsterte er schließlich, „Jeder der Orte, die ich aufsuchen könnte, ist mir so fremd. Die ... Kammer, welche ich gebucht habe, ... es ist nicht der Ort nach welchem es mein Herz sehnt."
Dieser Ort ist an deiner Seite, Cael, nur an deiner Seite.
Wieder spürte er die weichen Lippen des Mannes auf der empfindlichen Haut seines Halses, und die Berührung entlockte dem Komponisten ein leises Stöhnen. Jede Faser seines Körpers reagierte auf die Zärtlichkeiten – auf eine Weise, die Calvert noch nie erlebt hatte. Noch nie durch die Berührungen eines anderen Körpers, vielleicht nur durch die Berührungen der Musik selbst.
Und wieder drang die flüsternde Stimme Caels an sein Ohr und forderte Worte ein, die nicht einfach zu schenken waren. Calverts Körper krümmte sich in der Umarmung, als würde er sich gegen die Frage wehren wollen – Er rang mit sich, wollte diese Abgründe nicht entblößen und konnte diesem Wesen doch gleichzeitig keine Antwort verwehren. Konnte sich dem Zwang nicht entziehen.
„Ich habe erst vor wenigen Stunden den Boden Dellywares betreten", flüsterte Calvert, „Ich habe nur ein paar Dollar in der Tasche..." Er stieß gequält die Luft aus, rang im Stillen mit den eigenen Worten. „Ich habe...das einzige Talent verloren, das ich mein Eigen nennen konnte. Und ich habe meine Freunde enttäuscht... Ich..." Wieder entfuhr ein Stöhnen seinen Lippen und er kämpfte gegen die brutale Ehrlichkeit, die seinem Mund entfloss. Worte, die er nicht stoppen konnte. Und zugleich lag dieser eine Satz auf seiner Zunge, der viel zu schmerzhaft wäre, um ihn mit dem Fremden zu teilen.
Wieder stieß er die Luft aus, seine Stimme nun beinahe ein Wimmern. „Bitte, Cael", flüsterte er flehend, „nehme diese Frage zurück."
― Tennyson
Re: riesige Eiche
von Cael am 07.12.2020 13:42Cael barg den warmen Körper vor sich in Sicherheit, nachdem dieser mit dem Mantel wie eine Schutzschicht von sich gelöst hatte. Die Oberarme des Gottes drückten sich fest um die männliche Brust, atmete er geräuschvoll den Geruch des Menschens ein. Es war lange, irre lange her, seit Cael einen Sterblichen so gehalten hatte - und hätte man den Gott vor seiner langsam verbleichenden Ekstase gefragt, nun, er hätte keinen Grund gesehen, es nochmal zu tun. Doch nun standen sie hier. Und Cael bereute keinen Augenblick.
Wimmernd und stöhnend brachte Calvert Geräusche zu Tage, die bei Cael selbst starke Reaktionen auslösten - angefangen bei der Gänsehaut, die den halb angezogenen Körper bedeckte bis hin zu seiner langsam wachsenden Erektion, welche sich hoffentlich unbemerkt inzwischen an die Kehrseite Calverts schmiegte. Mit einer zarten Bewegung zog Cael seinen neuen Gläubigen an der Brust näher zu sich, löste er seine Finger von dem wimmernden Wesen, um die gefallenen Tränen halbblind - Calverts Gesicht war ihm vollkommen abgewandt - von den feuchten Wangen zu streichen. Er hoffte sehr, der Mensch würde sich nicht bewegen und dadurch eine Berührung des Augeninneren auslösen.
Die raue Stimme frass sich in Caels Kopf, obgleich der Schwere ihrer Bedeutung der nichtgesagten Worte. Ein Keuchen verließ seine Lippen, verbarg der Gott sein Gesicht an den kleinen Locken am Hals des Musikers. "Du bist jederzeit in meinem Herzen willkommen." Cael schlang seine Arme wieder um das einnehmbare Wesen vor sich, inzwischen ein Lächeln auf den Lippen, zog er den Menschen noch näher an seine warme Präsenz. "Meine Liebe ist göttlich, versprochen."
Es war beinahe, als würde sich Calvert gegen die Göttergabe auflehnen, sich wehren, Widerstand gebehren, als er anfing, auf eine Frage zu antworten, die Cael so nicht hatte stellen wollen. Das Gestammel war auch für ihn schwer zu ertragen - konnte es Cael nicht leiden, wenn keine Berauschung in den Worten schwamm, eine Leidenschaft, ein kleines Erdbeben für die eigenen Worte. Und kam der Gott der Verve dieser Bitte nur zu gerne nach:
"Oh, Schönling, nicht hier in Dellyware. Ich meinte uns, Dich und mich. Was geschieht? Wie siehst Du die Farben, gerade? Kribbelt Deine Haut, wenn ich Dich anfasse? Riechst Du noch den Wald - oder nur noch mich?" Streichel mein Ego. Cael zögerte kurz nochmal, um dann den Jüngling loszulassen, trat er einen Schritt zurück, wohlwissend, etwas Dummes zu tun, nachdem der Mensch auf dem besten Weg war, sich selbst wieder zu fangen. Seine eigene Leidenschaft jedoch, sie pulsierte fast schon schwer zwischen seinen Beinen. Trotzdem breitete er die Arme aus, lud den Sterblichen beinahe dazu ein, sich wieder hineinzubegeben: "Wie sehr möchtest Du mich nochmal küssen?"
Are you sure ur a god and not a demon? Are u sure about?