Suche nach Beiträgen von Astaroth
1 | 2 | » | Letzte
Die Suche lieferte 13 Ergebnisse:
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 09.12.2022 08:14Es war ein Schock nach all den Jahrhunderten die Stimme seiner Geliebten wieder zu hören. Balsam und Gift zugleich, kannte er den Grund dafür nicht. Wieso ausgerechnet jetzt? Er war so nah am Erfüllen seiner Ziele, was hatte es zu bedeuten? Doch im Augenblick konnte er darüber nicht nachdenken, war vollkommen fokussiert auf die zweite Hälfte seiner Seele. Und dann ihre Antwort, dass sie warten würde. Liebster. Er musste für einen Moment die Augen schließen, musste sich zusammenreißen. Sein Herz quoll über vor Liebe und Sehnsucht, der Schmerz war bittersüß. Dann war Astarte wieder fort, Vivienne war zurück. Er erkannte den genauen Moment. Die Tränen schmerzten ihn, er wischte sie mit dem Daumen fort, aber es kamen immer mehr nach. Seine blauen Augen erwiderten ihren Blick, versuchten ihr Ruhe zu schenken, obwohl er doch selbst so aufgewühlt war. „Genau. Ich bin bei dir.", bestätigte er leise, sanft, erleichtert darüber, dass sie sich zu beruhigen schien und noch nicht in seinen Armen gestorben war. Ihre Stirn glühte, vielleicht hatte sie Fieber. Doch er zog seinen Kopf nicht zurück, ließ sie sich an ihn lehnen. Die zarte Berührung ihrer Finger ließ er zu, bewegte sich nicht, war einfach da. Als sie gegen ihn sank, legte er vorsichtig die Arme um sie, der Drang sie zu beschützen war übermächtig. „Dir muss nichts leid tun.", erwiderte er leise, strich sacht über ihren Rücken. Ihre Bitte jagte ihm einen Schauer über den Rücken. „Immer.", sagte er in der alten Sprache, bevor er sich zurückhalten konnte. Aber da Astarte fort war, dürfte sie ihn ohnehin nicht verstehen. „In Ordnung.", willigte er stattdessen ein und veränderte ihrer beider Position, legte sich neben sie, sodass sie zu ihm rutschen konnte, unter der Decke, geborgen in seinen Armen.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 19.11.2022 17:40Astaroths Kehle war wie zugeschnürt, ein Gefühl der Enge hatte sich in seiner Brust eingenistet. Frisch war der Traum in seinem Kopf, die Erinnerung an ihren letzten Tod war viel zu präsent. Dazu die Panik in Viviennes Augen, nein, Astartes Augen, war fast zu viel. Sein Herz schlug unnatürlich schnell, sein sterblicher Körper kam nicht mit der Flut an Emotionen zurecht. Und dann ihre Worte. Er musste schlucken, erwiderte ihren Blick aus aufgewühlten Augen. „Du bist nicht gestorben, du lebst. Es war nur ein Traum.", wiederholte er. In diesem Leben lebte sie, noch. Auch wenn er das Gefühl hatte, das irgendetwas gerade ganz gehörig schief lief. Wie erstarrt saß er da, als sie ihre Hände zurückzog. Sein Blick tastete sie ab, er erwartete Blut zu sehen, irgendwas, aber da war nichts. Nur der Schmerz in ihren Augen und der Stimme. Es schien schlimmer zu werden. Was war los mit ihr? Ihre Frage spukte in seinem Kopf herum, er hatte keine Antwort. Normalerweise waren das hier die Anzeichen ihres Todes. Es war zu früh, es durfte nicht passieren. Und dann wich all die Luft aus seinen Lungen, als sie in der alten Sprache mit ihm sprach. „Astarte.", brachte er hervor, die Augen geradezu unnatürlich weit aufgerissen. „Ich weiß es nicht. Es ist falsch, es sollte noch nicht passieren." Panik machte sich in ihm breit, er wusste nicht, was er tun sollte. Normalerweise würde er jetzt ihre Gedanken lesen um eine Lösung zu finden, aber bei ihr war das noch nie gegangen. Sich auf das Bett kniend näherte er sich ihr erneut, legte die Hände vorsichtig um ihr Gesicht. Gleichzeitig beschwor er einen sanften Wind herauf, welcher sie umschmeichelte, die glühende Stirn ein wenig kühlen sollte. „Atme, meine Geliebte. Ich werde dich retten. Immer. Aber du musst dich noch gedulden, bald. Ich liebe dich." Er begriff nicht, wieso seine Astarte mit ihm sprach, wieso sie die Fähigkeit dazu besaß. Aber im Moment war ihr Körper sterblich, er musste sich auf diese Realität konzentrieren. „Vivienne, du musst dich beruhigen. Du hast eine Panikattacke." Fuck, all seine Fähigkeiten halfen nichts, trotz seiner schier ewigen Existenz war er auf das hier nicht vorbereitet. "Sieh mich an. Ich bin bei dir. Dir wird nichts passieren." Der Fluch durfte sie ihm nicht wegnehmen, nicht so schnell. Seine Hände sanden heilende Ströme aus, er versuchte sie damit zu beruhigen. Sein Gesicht schwebte dicht vor ihrem, sein Blick war mit ihrem verschränkt. "Du bist in Sicherheit."
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 12.10.2022 21:31Der einsame Gott hatte sie nur regungslos beobachtet, bevor er sich zu einem knappen Nicken herabließ. Natürlich war sie nicht absichtlich in ein Auto gelaufen, das wäre selbst für das Popsternchen eine Stufe zu hoch gewesen. „Gute Nacht, Vivienne." Auf das angebotene ‚Du' ging er nicht weiter ein. Dass sie scheinbar kurz abgelenkt gewesen war, ignorierte er ebenso wie die Fragen in ihrem Blick. Seinerseits drehte er sich Sekunden später um und begab sich wie angekündigt ins Wohnzimmer, wo er nur die Schuhe auszog und sich sonst voll bekleidet auf das Möbelstück legte. Eine Decke hatte er von der Lehne genommen, breitete diese notdürftig über sich aus und versuchte dann ebenfalls ein wenig Schlaf zu finden – auch wenn er keineswegs damit rechnete und in der Dunkelheit trotz der Entfernung auf Viviennes Atem lauschte. Dank seines übernatürlichen Gehör konnte er es sogar ausmachen. Da er nicht damit rechnete einzuschlafen, stellte er sich auch keinen Wecker.
Doch dann musste er wohl tatsächlich eingeschlafen sein, denn auch er fand sich in einem Traum.. nein, einer Erinnerung wieder. Das alte Griechenland, seine geliebte Astarte, die so wunderschön war, dass es geradezu schmerzte. Doch das goldene Licht und die Olivenhaine veränderten sich viel zu schnell, stattdessen war plötzlich überall Blut. Nein, nicht schon wieder. Er verabscheute diese Erinnerung, zu frisch war der Schmerz. Mit aller Kraft versuchte er sie zu retten, das Blut in ihr zu halten, ihr Leben zu retten. Doch er scheiterte, immer wieder. Im selben Moment, in welchem er aufwachte, hörte er Vivienne schreien. Fuck. Taumelnd kam er auf die Beine und stürzte ins Schlafzimmer. Nachdem er mit einem Blick keine unmittelbare Bedrohung hatte feststellen können, fiel sein Blick auf sie. Und damit auf ihre Hände, die ihren Bauch abtasteten. Seine Augen weiteten sich erschrocken, er erstarrte mitten in der Bewegung. War es denn möglich, dass..? Nein. Das funktionierte so nicht. Ohne darüber nachzudenken trat er an ihr Bett, sank auf die Bettkante und griff nach ihren noch immer tastenden Händen, hielt sie sanft in seinen. Sofort stellte sich wieder die Ruhe in ihm ein. Ihre Berührungen waren wie Balsam für ihn. „Du hast nur geträumt.", beschwichtigte er sie halblaut. Wahrscheinlich hatte sie einfach irgendeinen Alptraum gehabt, der gar nichts mit der Vergangenheit oder seiner Erinnerung zu tun hatte. Genau, so war es. Sein Blick war dennoch weich, es war ein schwacher Moment, und am liebsten hätte er sie in seine Arme gezogen. Nur ein paar Sekunden wollte er sie halten dürfen, bevor er wieder stark sein musste. Nur um zu sehen, dass sie nicht tot war. Nicht wirklich jedenfalls, der Teil ihrer Seele war dort in ihr. Sie existierte, für ihn. Und er für sie. Seine Gefühle waren noch so in den Bildern der Vergangenheit gefangen, dass seine sonst so kalte Fassade bröckelte, tiefe Risse abbekam. „Schon gut, ich bin da.", murmelte Astaroth, auch wenn Vivienne sicherlich kaum etwas damit anfangen konnte. Immerhin war er in diesem Leben ein wahres Arschloch.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 15.12.2021 21:45Dass das hier keine gute Idee war, war Astaroth von Beginn an klar. Aber gleichzeitig war es ihm unmöglich sie alleine zu lassen, wenn sie gerade angefahren worden war. Es war irrational, hatte er sich doch aus ihrem Leben fernhalten wollen. Je schneller sie clean wurde, desto schneller konnte er sich wieder auf die Artefakte konzentrieren, welche es zu sammeln galt. Sie war eine Ablenkung, brachte ihn von dem klaren Weg zum Ziel ab. Fast war Endspurt angesagt, fast hatte er seine geliebte Astarte wieder. Dass sie dabei direkt neben ihm saß, zählte nicht. Zwar war es ihre Seele, ihre Augen, in die er da blickte, aber sie hatte keine Erinnerungen, das war nicht vergleichbar. Auch wenn sie zu berühren ihn innerlich aufatmen ließ, als wäre er nach einer langen Atempause endlich wieder dort, wo er hingehörte. Deshalb hatte er sie auch wieder schnell loslassen müssen, hatte seine Handlung sofort bereut. So war es jedes Mal, sein ganzes Sein fühlte sich hoffnungslos zu ihr hingezogen, er schien machtlos gegen diesen Drang zu sein, so sehr er sich dagegen wehrte. Nur deshalb waren sie beide jetzt hier, weil er einfach nicht anders konnte, auch wenn er es sich fest vorgenommen hatte. Aber gut, bisher sorgte er ja nur dafür, dass sie am Leben blieb. Denn wenn sie jetzt starb, würde er Zyklus ihm weniger Zeit lassen, er würde nur noch schneller wieder enttäuscht werden. Das war zumindest der Grund, den er sich einredete.
Krampfhaft konzentrierte er sich auf die Straße, versuchte ihre allgegenwärtige Anwesenheit auszublenden. Doch in ihrer Wohnung wurde das nur zunehmend schwerer und so atmete er tief ein und aus, während sie im Bad war. Er war so alt, und doch wurde es nicht leichter. Niemals konnte er sich daran gewöhnen, dass sie sterblich war, so zerbrechlich. Sie war sein und doch war sie es nicht. Als sie dann nach ihm rief, richtete er sich auf, brauchte noch einen kurzen Moment, und wollte gerade das Schlafzimmer betreten, wenn auch zögerlich, als sie quasi in ihn rannte. Angesichts der plötzlichen Nähe zog er scharf die Luft ein, legte kurz eine Hand an ihre Schulter, damit sie nicht umfiel. Er erwiderte mit zusammengebissenen Zähnen ihren Blick, der Ausdruck in seinen Augen undefinierbar, seufzte dann deutlich hörbar, ehe er sie losließ - als hätte er sich verbrannt. „Sind Sie etwa absichtlich vor das Auto gelaufen? Wenn nein, dann müssen Sie sich dafür auch nicht entschuldigen.", erwiderte er schließlich ruhig und seufzte ein zweites Mal. „Ich werde die Nacht im Wohnzimmer verbringen, ich hatte schon unbequemere Schlafstätten als ein Sofa." Außerdem würde er unmöglich im selben Raum wie sie nächtigen können und auch nur ein Auge zutun. Nicht, dass er das im Wohnzimmer schaffen würde, aber immerhin würde er dann nicht wie ein Wahnsinniger auf jeden Atemzug lauschen. „Sie sollten die Tür auflassen, dann höre ich Sie, sollte etwas sein.", ergänzte er und neigte den Kopf, trat einen Schritt zurück. „Es war eine Bedingung der Stelle. Und jetzt sollten Sie schlafen.", schnitt er jegliche weitere Fragen mit erhobenen Brauen ab.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 15.09.2021 17:49Der Blonde ließ die Rothaarige keinen Augenblick lang aus den Augen, analysierte jede Regung von ihr. Das hätte nicht geschehen dürfen. Sie brauchte also noch einen Moment? Nun, wie gut, dass Astaroth das vollkommen gleichgültig war. Er wollte Antworten auf die gestellten Fragen, denn in seinem Kopf nahmen bereits die schlimmsten Szenarien von dem, was passiert sein könnte, Fahrt auf. Also blieb er an Ort und Stelle stehen und wartete stattdessen voller Ungeduld, dass sie ihren Moment Zeit genommen hatte und ihm erklärte, was denn nun passiert war. Dass Drogen nun einmal die naheliegendste Antwort war, war ihr wohl durchaus auch bewusst, oder? Als sie dann endlich sprach, blieb sein Gesicht ausdruckslos. Und wie er später nach einem Blutbild fragen würde. Das lag wohl auch ohnehin in seiner Verantwortung als ihre Aufsichtsperson. Dass sie Schmerzen hatte, ließ ihn die Brauen zusammenziehen, allerdings kommentierte er es nicht. Er würde ihr gerne helfen, aber das hatte sie wohl sich selbst zuzuschreiben. Nun gut, seine Frage bezüglich ihres Gesundheitszustandes hätte er sich wohl sparen können, allerdings hatte er das ohne groß darüber nachzudenken ausgesprochen. Doch als er nun nach und nach bemerkte, dass sie nicht übermäßig schlimm verletzt war, beruhigte sich sein viel zu schnell pochendes Herz wieder. „Gut.", erwiderte er schließlich mit neutralem Tonfall und musterte sie noch einmal eingehend. Er konnte ihr ansehen, dass sie Schmerzen hatte, aber angesichts ihrer Drogensucht waren Medikamente nun einmal schwierig. Dass sie von einem Auto angefahren worden war, war nichts Neues, aber er bemerkte, dass es nichts bringen würde sie jetzt zu drängen. Also nickte er seufzend und unterschrieb schließlich die entsprechenden Papiere für ihre Entlassung. Sie nicht aus den Augen lassen? Wie sollte er das bewerkstelligen ohne wahnsinnig zu werden? Bevor sie gingen, sprach er noch einen Moment mit der Schwester, was allerdings weit genug weg von Vivienne entfernt stattfand, sodass sie nichts von der Unterhaltung hören konnte.
Jedenfalls würde er sie so oder so nach Hause bringen und dann sehen, was die beste Lösung war. In seinem Auto angekommen, wartete er einen Moment, als sie auch schon mit der Sprache herausrückte. Schweigend lauschte er ihrer Erklärung. Je mehr sie sprach, desto tiefer wurde die Falte auf seiner Stirn. Wie sollte er denn darauf nun reagieren? Er kannte die Wahrheit, aber sie sollte darauf definitiv niemals stoßen. Das war nichts, was sie in ihrem sterblichen Leben erreichen sollte. Aber sie darin zu unterstützen, würde sie nur noch mehr anfachen. Sie wiederum als wahnsinnig abzustempeln, würde jedoch auch nicht gut enden. „Wo genau warst du?", verlangte er also schließlich mit erstaunlich ruhiger Stimme zu wissen. Den Griff nach seinem Arm ließ er zu, auch wenn ihre Berührung ihn regelrecht verbrannte. Seinerseits legte er für einen Moment die freie Hand auf ihren Arm, wie um sie zu beruhigen. Früher, als sie noch eine Einheit gewesen waren, hatten Berührungen ihnen stets die Gefühle des anderen übermittelt, hatten Trost gespendet oder Liebe geteilt, aber das war eine halbe Ewigkeit her. Heute waren es nur Berührungen, mehr nicht. Er zog die Hand wieder zurück. „Ich werde mir das morgen ansehen. Aber wir bringen dich jetzt erst einmal nach Hause. Ich werde heute Nacht bei dir bleiben. Mit einer Gehirnerschütterung sollte man nicht alleine sein, ich werde dich alle paar Stunden wecken.", teilte er ihr dann mit. So hatte er sie weder für verrückt erklärt noch gesagt, dass er ihr glaubte. Seiner Meinung nach war das die beste Lösung, die er im Moment anbieten konnte.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 05.08.2021 10:41Irgendwie bezweifelte Astaroth, dass sie ihn tatsächlich in Ruhe lassen würde, selbst wenn sie ein Projekt hatte. Es lag ihr einfach nicht im Blut, welches sie immer zu ihm hin und nicht von ihm weg drängte. Sie konnte nichts dafür, war es am Ende nur ihre Seele, welche ohne es zu wissen Sehnsucht nach der seinen hatte. Und da sie nicht ahnen konnte, was genau vor sich ging, würde sie es auch nicht verhindern können. Nicht wie er, der versuchte dagegen anzukämpfen. Bisher erfolgreich, dieses Mal jedenfalls. Allerdings hieß das nichts, ab einem bestimmten Punkt war er bisher fast immer eingeknickt. Aber er konnte nichts gegen diese übermenschlichen Gefühle tun, welche er als Gott empfand. Denn auch mit beraubten Kräften war er das noch. Und sie gehörte nun einmal zu ihm, an seine Seite, was eine unbestreitbare Tatsache war. Wie lange würde er diese Farce also aufrecht erhalten können? Wie lange wäre er dieses Mal stark? Dass sie eine recht anstrengende Persönlichkeit in diesem Leben bekommen hatte, würde ihm unter Umständen in die Karten spielen. Jedenfalls genehmigte er das Projekt über die seltsamen Brände unter einigen Auflagen. Sie musste regelmäßig ihren Zwischenstand teilen und sowas, immerhin sollte er eine Drogenabhängige nicht zu lange alleine lassen und kontrollieren, dass sie auch wirklich etwas tat. Sie wusste, dass sie sonst eine andere Aufgabe zugeteilt bekommen würde – immerhin war sie hier nicht zum Faulenzen. Aber so war sie beschäftigt und unterwegs. Vielleicht war es verantwortungslos sie lange beaufsichtigt zu lassen, aber er war ja eigentlich für sowas auch gar nicht ausgebildet. Was auch immer man sich dabei gedacht hatte, ausgerechnet ihn ihr als Begleiter zur Seite zu stellen. Da hatte ganz sicher der Fluch seine Finger im Spiel gehabt. Wie immer.
Jedenfalls verlief das auch erstmal besser als gedacht. Sie erstattete Bericht und schien clean zu bleiben, jedenfalls nahm er keine Zeichen von Drogen an ihr wahr und die Tests, welche sie regelmäßig machen mussten, waren auch negativ. So weit, so gut. Allerdings war ihre Abwesenheit nicht gleichbedeutend mit ‚aus den Augen, aus dem Sinn'. Nein, sie spukte ihm dennoch unaufhörlich im Kopf herum – wie könnte es auch anders sein. Er wusste nicht, wo genau sie sich herumtrieb, aber sie wirkte zufrieden mit ihrer Arbeit. Und so ließ er sie in Ruhe. Es war ohnehin besser so, er musste die Kontrolle bewahren. Sie hatte ein langes Leben vor sich.
Das hatte er zumindest geglaubt, als er einen Anruf aus dem Krankenhaus erhalten hatte. Er kannte hier so gut wie niemanden enger, es gab keinen Grund ihn zu kontaktieren. Allerdings wurde ihm schnell klar, dass es sehr wohl einen gab. Er war der Aufpasser des Popstars, er war sicherlich als direkter Notfallkontakt eingetragen. Erst als er wieder aufgelegt hatte, verschwand die Ruhe aus seinem Körper. Sein Herzschlag hatte sich beschleunigt und eine Sorgenfalte war auf seinem Gesicht erschienen, eine tiefe Furche, welche seine Stirn teilte. Auch wenn er die junge Frau von sich stieß, so konnte er den Gedanken an ihren Tod nicht ertragen. So sollte das nicht laufen. Was hatte sie angestellt? Man hatte ihm nichts genaueres gesagt, nur, dass sie verletzt und von einem Auto angefahren worden war und er sie abholen sollte, weil sie nicht alleine gehen durfte. Hatte sie doch Drogen genommen und war deshalb fahrlässig geworden? Er hoffte es nicht. Mit rasendem Puls war er also ins Auto gestiegen und zur Notaufnahme gefahren. Mit großen, raschen Schritten hatte er das Gebäude betreten und ungeduldig gewartet, bis er zu ihr gelassen wurde. Er konnte Viviennes letzten Satz noch hören, als er an der Krankenschwester vorbei an das Bett trat. „Was sollen sie mir nicht sagen? Was ist passiert?" Sein aufmerksamer und (nur schlecht versteckt) besorgter Blick glitten über sie und tasteten den verwundeten Körper ab. „Wie konnte das geschehen? Waren Drogen im Spiel?" Er riss sich zusammen und atmete tief durch. Sein Tonfall war zu heftig gewesen, zu sehr von Emotionen geleitet. Als ihr Betreuer hatte er keinen Grund so stark zu reagieren, nicht auf diese Weise jedenfalls. Aber er war eben mehr als das, war nicht nur ihr Aufpasser. Jede Verletzung, die sie hatte, tat ihm beim Anblick am eigenen Leib weh. Das war seine Schuld. Er hätte besser Acht geben müssen, was sie trieb. Als Junkie war sie nicht zurechnungsfähig. Wie hatte er zulassen können, dass seine Astarte verletzt wurde? Er trat noch näher an sie, stand nun direkt am Fußende. „Geht es dir gut?" Er war in diesem Moment so überfordert, dass er nicht an das Siezen dachte. Wieso warf ihn das so aus der Bahn? Erinnerungen zuckten durch seinen Kopf, an ihren letzten Tod. Das Blut überall. Wieder sah er zu ihren Verletzungen. Nein, das war es nicht.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 13.07.2021 12:38Das Schweigen war Astaroth absolut recht, denn wenn sie nicht miteinander sprachen, konnte er sich einbilden, dass sie gar nicht da war und das machte es dann doch sehr viel einfacher. Aber so oder so war ihm ihre Anwesenheit nur schmerzlich bewusst, er konnte sie fast nicht ansehen, weil ein Blick in ihre grünen Augen den tausend Jahre alten Schmerz hochkommen ließ. Weil sie so nah und doch so fern war, wortwörtlich. Immerhin stand sie in der Theorie vor ihm, aber er würde sich nicht so mit ihr vereinen können, wie es jede Faser seines Körpers verlangte. Sie erinnerte sich nicht an ihn, der Fluch verhinderte es. Manchmal hielt er es für besser, wenn er sich ausschließlich auf die Artefakte konzentrierte, alles andere ausblendend. Aber gleichzeitig konnte er das nicht, wurde wie magisch zu seiner Astarte hingezogen – immer und immer wieder, ob er wollte oder nicht. Es fiel ihm wahnsinnig schwer auch jetzt Distanz zu halten. Aber es musste sein, all die Gefühle waren noch zu frisch, ihr Tod noch zu sehr vor seinem inneren Auge präsent.
Aber für den Moment konnte er sich auf ihre seltsame Frage konzentrieren, was auch immer die damit bezwecken wollte. Bei der Feststellung, dass man für das Abstauben von Dingen keine besonderen Qualifikationen brauchte, zuckte er nur mit den Schultern, während er einen weiteren Bissen nahm. Ihre Erklärung ließ seine Brauen noch oben zucken. Ein Seufzen entwich ihm, so viel also dazu. Sie näherte sich ihn, was er regungslos beobachtete. Wieso zur Hölle interessierte sie sich so sehr dafür? Er wusste nichts über die Brände, aber die Wahrscheinlichkeit, dass dies ein Dellyware etwas mit dem Übernatürlichen zu tun hatten, waren extrem hoch. Und vermutlich war das Zeug gesammelt worden, weil jemand hatte herausfinden wollen, welches Wesen dafür verantwortlich gewesen war. Aber das konnte er dem Popsternchen schlecht so sagen, das würde sie weder begreifen noch erklären können. Je weniger sie mit dem Übernatürlichen zu tun hatte, desto besser. Aber ihre Neugierde dahingehend war logisch, in ihrem Unterbewusstsein schlummerte sicherlich noch irgendwo das ganze Wissen, dass ihr einst inne gewesen war. Er seufzte. „Ja, früher wurden Opfergaben gebracht, meistens um irgendeinen Gott gnädig zu stimmen oder sich einen Segen zu erbitten. Aber es ist dann doch sehr weit hergeholt, dass da eine Verbindung besteht, du scheinst keine Beweise dafür gefunden zu haben." Er zögerte. Wenn er ihr das tatsächlich als Projekt gab, dann wäre sie beschäftigt und er konnte ihr aus dem Weg gehen. Aber gleichzeitig bestand die Gefahr, dass sie mehr entdeckte, als sie sollte. War es ihm das wert? Dellyware war voller Magie, früher oder später könnte sie fündig werden oder auf ungereimtheiten stoßen. Als Popstar hatte sie die eine gewisse Reichweite, aber wer würde ihr das schon glauben? Es würde auf die Drogen geschoben werden. Er resiginierte. „Von mir aus, wenn du mich dann in Ruhe lässt und dich das wirklich interessiert. Wie stellst du dir denn ein Projekt vor? Immerhin muss ich das auch weitergeben.", verlangte er zu wissen, immerhin war sie diejenige, die das machen wollte. „Ich höre?"
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 01.05.2021 22:36Mit jeder Faser seines Körpers verzerrte er sich nach dieser Frau. Sein Körper und sein Herz verlangten lautstark danach diese Farce hier zu beenden, denn sie wäre sicherlich nur allzu schnell zu überzeugen, so war es immer, immerhin waren sie mehr als schlichte Seelenverwandte. Sie waren wortwörtlich zwei Teile eines großen Ganzen, für immer unzertrennlich und ohne einander nicht lebensfähig auf Dauer gesehen. So war es immer gewesen und so würde es immer sein. Doch sein Kopf legte Protest ein, ertrug den Gedanken nicht sie schon wieder zu lieben und dann zu verlieren. Sie sterben zu sehen, erneut, so bald. Die wenigen Jahre mit ihr waren nicht genug, waren sie nie. Er würde sein Leben dafür geben, dass es endete, dieser alles umfassende Schmerz, welcher ihn an jeder Sekunde des Tages von innen heraus auffraß und mit nichts als purem Hass zurückließ. Er wollte seine Astarte in die Arme schließen können, wollte sie lieben dürfen, wieder mit ihr vereint sein. Ja, Vivienne war die Reinkarnation von ihr, ihre Seele war die seine, aber sie erinnerte sich nicht, nicht so wie er es tat. Und deshalb konnte er nicht, nicht diesmal, weigerte sich in diesem Zyklus. Wenn er sich das versagte, würde sie leben, könnte ein langes Leben haben. Und das würde ihm Zeit verschaffen nach den Artefakten zu suchen, bis sie starb. Vielleicht würde er es in den Jahrzehnten schaffen, würde den Fluch brechen können. Die Hoffnung war ein trügerischer Freund und doch auch bei einem Gott manchmal das Einzige, was ihn am Leben erhielt, was seinen Verstand nicht wirr werden ließ. Die Aussicht, sie endlich wieder an seiner Seite zu haben und das nicht nur vorrübergehend, trieb ihn eisern an. Demnach war der Blick jedoch auch kühl, als er sich ihr schließlich mit Verzögerung zuwandte und sie sprach, eine Braue hob sich seufzend. „Du bist nicht meine Gefangene. Es sind deine Auflagen, nicht mein Problem.", erwiderte er also in einem gleichgültigen Tonfall, ignorierte ihren offensichtlichen Sarkasmus vollkommen, als hätte sie das nicht so gesagt. Dann schüttelte er den Kopf. „Wenn du lügst, werde ich es früh genug bemerken." Ihr Lächeln prallte scheinbar vollkommen an ihm ab, seine Mimik veränderte sich nicht. „Wenn das Popsternchen das sagt, wird es wohl so sein.", war dann seine uninteressierte, fast schon beiläufige Aussage. „Ohne Handy gehst du sicherlich nirgends hin." Diesmal hörte man in seiner Stimme deutliche Herablassung, denn das war etwas, was er tatsächlich nicht verstand oder verstehen wollte.
Als sie dann wieder zurückkam, sah er nur kurz auf die Uhr, ehe er sich erneut aufrichtete. „Danke. Ich bevorzuge herzhaft.", erwiderte Astaroth schließlich ruhig und ging nicht auf ihre ganzen Kommentare ein. „Sehr freundlich." Eine Ergänzung, welche allerdings nicht freundlicher klang als alles Vorangegangene, jedoch durchaus ernst gemeint war. Er griff sogleich nach dem Kaffee, nahm einen großzügigen Schluck und nickte nur zufrieden. Er schenkte ihr keinen weiteren Blick, sah stattdessen auf seine Unterlagen, während er von der Quiche abbiss. Mhm, schmeckte gut. Normalerweise vergaß er das Essen immer, aß zumeist erst abends etwas – abgesehen vom Frühstück. Erst als sie erneut sprach, sah er wieder auf. Verwirrung spiegelte sich in seinem Gesicht wider. „Wie bitte? Brandstiftung? Woher kommt diese Frage denn?", wollte er dann wissen, die Stirn gerunzelt. Aber er dachte über ihre Frage nach. „Ich meine mich aber an eine zu erinnern, ja. Wieso ist das von Bedeutung?" Das wollte sich ihm tatsächlich nicht erklären. Wieso interessierte sich der Star aus Hollywood für eine längst vergangene Geschichte aus dieser Gegend? „Ist dir so langweilig gewesen, dass du alte Unterlagen durchgesehen hast? Wenn du dafür Zeit gehabt hast, dann warst du wohl unterfordert? Brauchst du mehr zu tun?" Eine Prise Spott war hörbar.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 06.04.2021 13:39Für einen Moment schloss er die Augen, als er der Rothaarigen den Rücken zugewandt hatte. Fuck, wie zur Hölle sollte er diesen Tag geschweige denn die nächste Stunde überstehen? Ihre Anwesenheit setzte ihn in Flammen, alles in ihm schrie danach mit dieser lächerlichen Scharade aufzuhören und sie für sich zu beanspruchen. Sie gehörte ihm, nur ihm, und er ihr. Und je schneller sie das begriff, desto besser. Shit, nein. Überhaupt nicht. Nicht diesmal. Er konnte das nicht, es würde keine Beziehung geben. Nicht in diesem Leben. Er brauchte eine Pause, auch wenn das hier ebenso sehr schmerzte. Von ihr getrennt zu sein, obwohl sie zum Greifen nahe war, fühlte sich an, als würde ihm Stück für Stück jemand die Haut vom Leibe ziehen. Und dennoch übte er sich in Selbstbeherrschung, hatte seine linke Hand zur Faust geballt, ehe er sich ihr wieder gänzlich zu wandte. Der Unterton bei dem Aussprechen seines Namens blieb ihm nicht unbemerkt, doch er beschloss kein bisschen auf derlei Provokationen einzugehen. „Es hat auch nie jemand behauptet, dass ich nett bin. Und nun, sind wir dann im Moment clean?" Ein leicht abfälliger Tonfall in seiner Stimme war deutlich hörbar. Nun, er wäre schon unter normalen Umständen kein guter Entzugsbegleiter, aber bei ihr war das noch einmal etwas gänzlich anderes. Er konnte schlichtweg nicht freundlich sein, denn das würde sie am Ende schon unweigerlich zu ihm hinziehen. Nein, er musste dafür sorgen, dass sie ihn für einen verkorksten, arroganten Idioten hielt, dann würde sich die Konversation letztendlich auf so wenig Worte wie möglich beschränken – soweit jedenfalls der Plan. Und es schien auf bereits Früchte zu tragen, denn es folgten vorerst keine Sätze mehr von ihrer Seite.
Kurz war er in seinen Gedanken versunken, in der schmerzhaften Sehnsucht nach ihr, ehe er rasch nickte und sich abwand, zurück in sein Büro ging. Dort musste er sich setzen, vergrub das Gesicht in den Händen. Scheiße. Wieso war sie schon wieder hier? Wieso war es diesmal wieder so verflucht schnell gegangen? Könnte der Fluch nicht wenigstens eine gewisse Logik haben? Dann wüsste er wenigstens worauf er sich einzustellen hatte. Es dauerte einige Minuten, bis er sich wieder im Griff hatte und die Fassade der Gleichgültigkeit zur Schau tragen konnte. Zuerst einmal sah er in Ruhe ihre Unterlagen durch, holte nach, was er zuvor versäumt hatte. Sie war ein kleiner Stern am Himmel von Hollywood, wenn er das richtig verstand. Und hatte ein gewaltiges Drogenproblem. Nun, das hatten sie bisher auch noch nicht gehabt. Allerdings irritierte ihn ihr Künstlername sehr. Denn ein Zufall war das selbstredend nicht. Erinnerte sie sich? Nein, sicher nicht. Nachdem er ihre Dokumente also durch hatte, wandte er sich stattdessen wieder seiner eigentlichen Arbeit durch. Allerdings war er dabei so fahrig, dass er kaum voran kam. Ihr Erscheinen warf ihn gänzlich aus der Bahn. Besonders da das Handy der Sängerin immer wieder summte. Das war Technik, die er nicht verstehen wollte. Wer schrieb ihr? Er sah nicht nach, es ging ihn nichts an.
Er hatte keine Ahnung wie viel Zeit vergangen war, als sich die Tür schwungvoll öffnete und Vivienne darin stand. Das sah er allerdings nur aus den Augenwinkeln, denn er sah nicht von seiner aktuellen Arbeit hoch. Er spürte sie näherkommen, sein ganzer Körper richtete sich zu ihr aus, was er mit aller Kraft verhinderte. „Jaja, hol dir einen. Im Café im Museum bekommst du welchen. Schwarz wäre gut, danke." Er machte eine scheuchende Geste mit der Hand, hoffte, dass sie wieder ging. Allerdings stockte er dann. „Moment, du bist fertig?" Ein Stirnrunzeln erschien, als sein Blick auf die Uhr fiel. Oh. Es war mehr Zeit vergangen als gedacht, seine Gedanken hatten ihn wohl etwas zu sehr vereinnahmt. „Mein Humor ist am Rande bemerkt nicht schwarz. Nur nicht vorhanden.", stellte er dann mit ausdruckslosem Tonfall klar, musterte sie nun doch kurz.
Re: Burning memories. | Vivienne & Astaroth | Pastplay
von Astaroth am 11.02.2021 13:17Es war schon beinahe lächerlich klischeehaft, dass er die erste Reaktion von der Rothaarigen bekam, als er ihr das elektronische Gerät aus den Händen nahm. Ironischerweise spiegelte es eben das Bild wider, welches er von der heutigen Menschheit besaß. Immerzu starrten sie in diese Dinger, bekamen kaum noch etwas von der Umgebung mit. Ihnen entging die Vergänglichkeit der Welt, sie schätzten keine einfachen Dinge mehr und schienen vollkommen versunken in ihre eigene digitale Welt. Natürlich konnte er nicht verleugnen, dass gewisse Funktionen durchaus nützlich waren – gerade wenn es um das Thema Kommunikation ging. Allerdings reichte ihm hierfür auch das Smartphone mit nicht mehr Funktionen als SMS und Telefon, er brauchte keinen weiteren Schnickschnack, dessen tieferen Sinn er ohnehin nicht verstand oder besser gesagt versehen wollte. Diese ewigen Selfies, das Getippe unnützer Nachrichten oder das Posten von anderen Inhalten auf Social Media Plattformen erschloss sich ihm schlicht und ergreifend nicht, war es doch letztendlich nicht mehr als pure Zeitverschwendung. Eine Illusion, mehr nicht. Aber diesen hatten sich die simpel gestrickten Menschen schon immer hingegeben, erklärte es dem einfachen Verstand doch so viel mehr als etwas Nachdenken es könnte. Warum sich also bemühen, wenn einem eine scheinbar logische Erklärung auf dem Silbertablett serviert wurde? Doch all diese bitteren Gedanken verschwanden in dem Moment, in welchem er in diese uralten Augen blickte. Auch wenn der Schleier des Vergessens darin den Eindruck erweckte, dass es eine fremde Person war, so konnte er in den Tiefen der Iriden den zweiten Teil seiner Seele entdecken. Es war also wohl durchaus zu verzeihen, dass er für einen Moment die Fassung verloren und sie länger angesehen hatte als nötig. Doch es wurde niemals besser, unabhängig davon wie oft das hier geschah. Jedes einzelne Mal verschlug es ihm für einen Moment die Luft, wenn ein Teil von ihm sich mit unaufhaltbarer Stärke zu ihr hingezogen fühlte und nichts mehr wollte als endlich wieder vereint zu sein. Bilder durchzuckten seinen Geist, das letzte Leben war noch so bildlich vor seinen Augen. Blut, überall Blut. Auf ihr, auf ihm, auf dem Boden. Das Erlöschen des Lichts in eben jenen Augen, welche ihm die Ewigkeit versprachen. Vergangenheit. Seine linke Hand hatte sich zur Faust geballt, ehe er diese mit all seiner Kraft wieder löste und sich umgewandt hatte. Er drehte sich weg von ihr, ertrug ihren Anblick nicht. Die Gedanken rasten. Sie war der Sozialfall? Wer um Himmels Willen war sie in diesem Leben? Was hatte sie angestellt? Er bereute es sich die Unterlagen noch nicht genauer angesehen zu haben, aber bis eben hatte er ja nicht ahnen können, wie sehr ihm dieser Fluch erneut mitspielen würde. „Du bekommst deinen Privatbesitz wieder, sobald deine Arbeitszeit um ist.“ Die Worte klangen in seinen Ohren schal, aber er wand ihr ohnehin den Rücken zu und hatte sich in Bewegung gesetzt. Er ertrug es einfach nicht. Er konnte sie nicht ansehen. Sie sah ganz anders aus als das letzte Mal. Einzig die grünen Augen verrieten sie, bildeten die Konstante. „Ich habe keine Zeit für Mätzchen.“ Unfreundlichkeit. Damit würde er sie sich fernhalten können. Dank den wenigen Worten hatte er sich bereits ein Bild von ihr gemacht, welches ihm Hoffnung verschaffte. Wenn sie ein verzogenes Gör war, dann würde es ihnen beiden leichter fallen, sich voneinander fernzuhalten. Auch wenn der Fluch das mit aller Macht verhindern würde, fühlte Astarte sich zumeist ohne ihr Wissen stark zu ihm hingezogen. Oftmals hatte sie das nicht verstanden, einige Male hatte sie ihn sogar bezichtigt der Teufel zu sein. Wenn sie nur ahnen würde, was in Wahrheit der Fall war. Dass es keineswegs seine Schuld war, dass sie ihn überall zu finden schien; dass er unabsichtlich dort auftauchte, wo sie war, obwohl er das Gegenteil wollte. Er konnte ihre Schritte hinter sich hören, sie folgte ihm also. Immerhin etwas, letztendlich wollte er eigentlich nur von ihr weg. Das war jedenfalls das, was er sich einzureden versuchte. „Mr. Kingston ist mein Name. Und ich werde dein Smartphone nicht anrühren, solange du mir keinen Grund dazu gibst. Ich bin sicher Mrs. Ophra würde meine Entscheidung unterstützen und dir wird etwas Detoxing sicherlich keinen Schaden zufügen.“ Auch bei diesen Worten drehte er sich nicht zu ihr, sein Tonfall war nichtssagend. Er hatte endlich sein Büro erreicht, wollte gerade nach ihrer Mappe greifen, als sie weitersprach und er in der Bewegung einfror. Für eine Sekunde konnte sein Gehirn die neuen Informationen nicht verarbeiten. Sie war Astarte? Sie wusste, wer sie war? Wie konnte das sein? Es war schier unmöglich, dass sie.. Achso. Es war ein Künstlername, wie er nach einem ersten Blick auf das Deckblatt der Mappe verriet. Ein Seufzer entkam ihm, ob vor Erleichterung oder Enttäuschung wusste er nicht. Einen Moment lang hatte er tatsächlich gehofft, dass es diesmal anders wäre. Aber falsch gedacht. „Es ist mir vollkommen gleichgültig, wer du zu sein glaubst. Ich habe noch nie von dir gehört.“ Hatte er tatsächlich nicht, er interessierte sich nicht für die heutige Musikindustrie. Die Musik war ihm seit ihrem letzten Tod verloren gegangen, er hatte seitdem kein Instrument mehr angefasst, obwohl Noten sonst immer ein großer Teil seiner selbst gewesen waren. Das hier war also ein schlechter Scherz des Schicksals, oder vielmehr des Fluches. Sie war also bekannte Musikerin? Vielleicht sollte er sich bei Gelegenheit einmal ihre Musik zu Gemüte führen. „Und zudem solltest du nicht so über andere Menschen sprechen, niemand hat dir das Recht dazu gegeben. Mrs. Ophra erledigt nur ihren Job.“ Als sie unverhofft schrie, wirbelte er zu ihr herum, seine Augen flammten auf, der Beschützerinstinkt in ihm hatte ihn eine Sekunde lang mit voller Wucht getroffen. Wer genau hinsah, hätte sicherlich einen überirdischen Funken in seinem Blick wahrgenommen, welcher allerdings wieder verschwand, als er die Situation überblickte. Sie hatte seinen treuen Begleiter entdeckt. Da er nicht mit dem Besuch gerechnet hatte, hatte er Aamon nicht vorher in das Terrarium gesteckt, in welchem er für gewöhnlich lebte, wenn hier andere Menschen nebst ihm waren. „Natürlich ist sie lebendig. Allerdings ist sie ein er und heißt Aamon. Eine Schlange, falls dein drogenverseuchtes Hirn die Tierart nicht einordnen kann.“ In einer geradezu liebevollen Geste schob er seine Finger unter den Schlangenkörper, hob ihn bedacht hoch, woraufhin sich die Schlange augenblicklich an seinem Arm hinauf schlängelte. Fast schon zustimmend zischelte das Tier, woraufhin Astaroth leicht den Kopf neigte. Eine lautlose Unterhaltung fand statt, wovon das Popsternchen jedoch nichts mitbekam. Das ist sie? – Ja. – Jetzt schon? – Ja. Wir reden später. Damit ging er an Vivienne vorbei und setzte das schuppige Lebewesen in den ‚Glaskasten‘, wie sie es eben genannt hatte. Er streichelte den weißen Kopf noch einmal sanft, das Tier schmiegte sich für eine Sekunde an seine Hand, dann schloss er den Deckel. „Nun, wo das geregelt ist, zeige ich dir, was du den lieben langen Tag tun wirst, während ich meine Arbeit erledige.“ Das Handy würde sie jedenfalls nicht bekommen. Er griff nach einem Schlüssel und ging dann durch eine andere Tür in den vorderen Teil des Archivs. „Also.. für heute kannst du die Regale entstauben, das wurde schon länger nicht gemacht. In der Kammer dort findest du alles, was du dafür brauchst. Wenn die Aufgabe erledigt ist, komm zu mir ins Büro. Soweit verstanden?“ Wieder sah er sie nicht direkt an, ließ seinen Blick stattdessen über die Regale gleiten. Wenn jetzt Widerspruch in Form von „aber mein Kleid“ kam, würde er wahrlich fluchen. Er ertrug ihre Gegenwart keine Sekunde länger. Die Gefühle waren zu stark, er rieb sich über die Brust.